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BEG-58-Strategietreffen: Werte vor Rendite

Den Neubau von Solaranlagen einstellen? Das kommt nicht infrage. Um die Energiewende in der Region voran zu bringen, würde ein Großteil der 32 Teilnehmenden des Strategietreffens der BürgerEnergieGenossenschaft (BEG 58) eher eine kleinere Rendite in Kauf nehmen. Oder mehr unentgeltlich arbeiten. So lautet das nicht repräsentative Ergebnis einer Online-Veranstaltung, zu der der Vorstand für den 13. Februar eingeladen hatte.

Schon länger war klar, dass die Wirtschaftlichkeit neuer Solaranlagen mit sinkender Einspeisevergütung abnimmt. Doch selbst wenn die Mitglieder wie im letzten Jahr verstärkt selbst in die Werkzeugkiste greifen, ist eine dauerhafte Rendite von über drei Prozent nur schwer realisierbar. Jedenfalls, solange die Genossenschaft aus Wetter an der Ruhr plant, mehr Solaranlagen ans Netz zu bringen. Wollen die Mitglieder also noch mehr Eigenleistung erbringen oder eine Kürzung der Rendite in Kauf nehmen? Soll der Bau neuer Anlagen gestoppt werden, um noch ein paar Jahre von den Bestandsprojekten zu profitieren? So haben es viele andere Bürgersolargenossenschaften gemacht. Oder soll eine Solarteur-Tochter gegründet werden, die für das eigene Unternehmen zu günstigen Konditionen arbeitet?

Fortschrittliche Entscheidungsfindung

Diese Optionen stellten die Vorstandsmitglieder Rolf Weber und Peter Modrei zur Diskussion. Die Vorschläge wurden hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Klimaschutz, (unentgeltliche) Arbeitsleistung, Risiken und mögliche Renditen beleuchtet. Ein aussagekräftiges Stimmungsbild lieferte im nächsten Schritt eine mittels mentimeter.com umgesetzte Widerstandsmessung. Dieses systemische Konsensieren, das auch den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie entspricht, verdeutlichte die Aspekte der vorangegangenen Diskussion und deren Verteilung im virtuellen Plenum: Die Mehrheit möchte den Ausbau der Solarenergie nicht aufgeben, die Gründung einer Tochterfirma bereitet tendenziell eher Bauchschmerzen. Lieber würden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Rendite um bis zu ein Prozent kürzen – oder stärker auf unentgeltliche Arbeit setzen.

Gedankenaustausch zur Unternehmensentwicklung

Ebenfalls auf der Agenda standen Vorschläge für den Einstieg in neue Geschäftsfelder. Während das E-Carsharing in Zusammenarbeit mit der im Sommer 2020 mitbegründeten Vianova eG schnell auf Interessenten für erste Projekte stieß, rief die Windkraft eine kontroverse Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern hervor. Auch, weil der Vorstand drei Wochen zuvor ein öffentliches Bekenntnis zu lokalen Windkraft-Projekten abgegeben hatte. Dadurch habe die BEG-58 einerseits neue Mitglieder gewinnen können. Andererseits wurde in der Diskussion deutlich, dass ein Einstieg in die Windstromerzeugung zu Austritten führen könne. Details liefert ein Bericht auf der BEG-58-Website vom 18. Februar.

Eine Endkunden-Vermarktung des Stroms etwa über eine Kooperation mit der deutschlandweit tätigen Bürgerwerke eG kommt derzeit nicht infrage: Die BEG-58-Aktiven wollen lieber die Wertschöpfung in der Region halten und mit den lokalen Stadtwerken kooperieren, anstatt in Konkurrenz zu treten. „Das war bisher für uns der richtige Weg, um auf die Dächer zu kommen“, unterstreicht Weber. Teilweise liefe die Kooperation auf Augenhöhe, teilweise sei sie noch ausbaufähig.

Fortführung auf der Generalversammlung

Das erarbeitete Stimmungsbild zu Handlungsoptionen und Windkraft soll der Generalversammlung vorgelegt werden. Denn die 32 Workshop-Teilnehmenden stellen – wie auch der Vorstand unterstreicht – keine repräsentative Gruppe der über 400-köpfigen Mitgliederschaft dar.

Bildquelle: Sanja Gjenero / freeimages.com

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